Unfallinstandsetzung: Welche Möglichkeiten es gibt und wer übernimmt die Kosten?
Wenn das Organisatorische mit Polizei, Versicherung, Gutachter und Werkstatt abgesprochen ist, geht es an die Unfallinstandsetzung des Unfallautos. Solange kein Totalschaden vorliegt, kann ein Auto wieder repariert werden. Ziel der Unfallinstandsetzung ist es, den ursprünglichen Zustand der Technik und der Karosserie wiederherzustellen, so dass das Auto nach der Instandsetzung wieder ohne Einschränkungen fahrtüchtig ist.
Die auf FairGarage aufgelisteten geprüfte Karosserie- und Lackfachbetriebe helfen Ihnen bei der Unfallinstandsetzung und der Abwicklung von Versicherungsschäden. Lassen Sie es bitte die Werkstatt wissen, falls es sich um einen Versicherungsfall handelt.
⚠ Bitte beachten Sie den Branchenstandard: Bei allen Unfallreparaturen an der Fahrzeugkarosserie ist die Begutachtung des Schadens vor Ort nötig. Die Aufwände für Instandsetzungsarbeiten und die damit verbundenen Reparaturkosten können im Rahmen des unverbindlichen Besichtigungstermins ermittelt werden.
FAQ: Unfallinstandsetzung in der Werkstatt
- Aktuelle Zahlen und Fakten zum Unfallschaden
- Muss jeder Unfallschaden repariert werden?
- Ab welcher Schadensumme sollten Unfallschäden repariert werden?
- Wer übernimmt die Kosten der Unfallinstandsetzung?
- Unfallinstandsetzung nach Herstellervorgaben
- Gibt es kostengünstige Methoden der Unfallinstandsetzung?
- Wann und wie kommt Spot Repair zum Einsatz?
- Wie werden Unfallschäden instandgesetzt?
- Unfallinstandsetzung mit Gebrauchtteilen
Aktuelle Zahlen und Fakten zum Unfallschaden
Der Fahrzeugbestand in Deutschland wird immer älter, der Großteil der Autobesitzer ist mit Modellen im Alter von zehn Jahren und mehr unterwegs. Über diese Laufzeit lassen sich kleinere und größere Schäden am fahrbaren Untersatz kaum vermeiden: Laut DAT-Report 2023 hatten 18 Prozent aller Fahrzeughalter einen Unfallschaden. Ergänzt man diese Schadenart um Steinschläge in Karosserie oder Verglasung, Parkrempler und Sturm- bzw. Hagelfolgen dürfte zumindest statistisch gesehen weit mehr als knapp jedes fünfte Auto auf hiesigen Straßen irgendeine Beschädigung aufweisen. Welche Methoden zur Beseitigung dieser Mängel eingesetzt werden können, erfahren Sie auf dieser Seite.
Muss jeder Unfallschaden repariert werden?
Auch hier geben die Umfrageergebnisse aus dem DAT-Report 2023 Aufschluss: von den oben genannten 18% ließ nur etwas mehr als die Hälfte der Halter den Unfallschaden reparieren (10% des Fahrzeugbestands), der Rest (8%) fuhren mit dem nicht instandgesetzten Auto weiter. Dies dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass in 42% der Fälle die Schadensumme mit weniger als 1.000 Euro unter der Bagatellgrenze lag, weitere 15% hatten Reparaturrechnungen von 1.000 bis 2.000 Euro zur Folge. Führt man sich die stark gestiegenen Ersatzteilpreise vor Augen und rechnet die ebenfalls kletternden Kosten für Arbeitszeit und -material hinzu, sind diese Beträge gerade mit modernen Fahrzeugen schnell erreicht.
Kein Wunder, dass sich – nicht zuletzt auch durch die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie – viele Autofahrer gegen eine kostspielige Unfallinstandsetzung entschieden haben, insofern keine sicherheitsrelevanten Teile wie etwa Scheinwerfer vom Unfall betroffen waren. Sind „nur“ Karosserie und Lack leicht in Mitleidenschaft gezogen und der Halter bereit, die optische Beeinträchtigung sowie eventuelle Folgeschäden durch Korrosion in Kauf zu nehmen, spricht nichts gegen eine Weiterfahrt.
Ab welcher Schadensumme sollten Unfallschäden repariert werden?
Da die Schadensumme von Art, Alter und Modell des gefahrenen Fahrzeuges sowie einer Vielzahl weiterer Faktoren abhängt, ist die Benennung von Schwellenwerten in Euro und Cent schwierig. Die in Deutschland geltende Bagatellschadengrenze von 750 bis maximal 1.000 Euro kann als Anhaltspunkt dienen.
Um zweifelsfrei feststellen zu können, ob ein Unfallschaden so oberflächlich geblieben ist, wie es auf den ersten Blick scheint, sollten Autofahrer möglichst schnell eine qualifizierte Reparaturwerkstatt aufsuchen. Diese kann die Einschätzung des technischen Laien bestätigen, dass der leichte Anstoß nicht mehr als einen kosmetischen Schaden verursacht hat.
Liegt hinter dem beschädigten Karosserieteil die empfindliche Technik eines Fahrerassistenzsystems und besteht der Verdacht, dass dieses nicht mehr ordnungsgemäß funktionieren könnte, sollte dies unbedingt ausgeschlossen werden. Kommt es in der Folge zu einem weiteren Unfall, weil Abstandswarner oder Spurwechselassistenten nicht mehr richtig arbeiten, bleibt der Fahrzeughalter im schlimmsten Fall auf seinem Schaden und dem des Unfallgegners sitzen.
Wer übernimmt die Kosten der Unfallinstandsetzung?
Im Falle einer Unfallinstandsetzung werden die Reparaturkosten abhängig von der Versicherung und Unfallverursacher übernommen. Zum Teil haben viele der Karosseriewerkstätten im Rahmen der Schadenssteuerung Verträge mit den Kfz-Versicherungen abgeschlossen.
Wer bezahlt die Unfallinstandsetzung bei unverschuldetem Autounfall?
Geht ein Verkehrsunfall auf das Konto eines anderen Autofahrers, übernimmt dessen Kfz-Haftpflichtversicherung die Kosten der Unfallinstandsetzung.
Wer bezahlt die Reparatur selbstverschuldeten Unfallschäden am Auto?
Anders liegen die Dinge, wenn der Autofahrer den Unfall bzw. den Schaden selbst verursacht hat. Dann zahlt nur die Vollkaskoversicherung. Beachten sollten Kunden zudem, dass die Versicherungskosten nach einer Unfallinstandsetzung ansteigen, weil der Schadenfreiheitsrabatt sinkt oder sogar ganz weg fallen kann.
Hier kann es sich lohnen, die Kosten für kleinere Instandsetzungen selbst zu übernehmen. Gute Versicherungen berechnen und informieren ihre Kunden darüber, wann eine Selbstzahlung der Unfallinstandsetzung Sinn macht. Der Kunde kann dann selbst entscheiden, wie umfangreich der Unfallschaden repariert wird.
Die Teilkaskoversicherung übernimmt keine Kosten für die Unfallinstandsetzung bei einem selbstverschuldeten Unfallschaden. Unfallverursacher müssen die Kosten der Instandsetzung dann also selbst tragen.
Unfallinstandsetzung nach Herstellervorgaben
Bei der Unfallinstandsetzung müssen die Werkstätten immer die Instandsetzungsvorschriften des jeweiligen Autoherstellers beachten. Das bezieht sich vor allem darauf, in welchen Abschnitten Rückverformungen zulässig sind oder welche Teile nach einem Unfall unbedingt zu tauschen sind. Das betrifft in erster Linie sicherheitsrelevante Karosseriesegmente und weniger die Beulenbearbeitung der Außenhaut. Liegen im Einzelfall keine detaillierten Instandsetzungsvorschriften des Automobilherstellers vor, liegen Art und Umfang der Autoreparatur im Ermessen der Reparaturwerkstatt und des Schadenssachverständigen.
Gibt es kostengünstige Methoden der Unfallinstandsetzung?
Die wörtlich übersetzt „kluge Instandsetzung“ steht als Abkürzung für den englischen Begriff „small area repair technique“, also Reparaturtechnik für Kleinschäden. Ziel ist dabei immer, die ursprünglichen Teile zu erhalten und nur den eigentlichen Schaden auszubessern. Dies funktioniert sowohl im Inneren des Fahrzeugs als auch an der Außenhaut. Zu den Smart Repair Methoden zählt das lackschadenfreue Ausbeulen nach Hagelschäden oder Parkremplern, die Instandsetzung von Felgen oder Reifen, die Aufbereitung von Scheinwerfern, das Ausbessern von Steinschlägen in Blech, Kunststoff und Glas, die Instandsetzung kleinerer Kratzer, die Reparatur von Leder- und Stoffsitzen, die Instandsetzung von Kunststoffoberflächen im Innenraum und auch die Beseitigung von Gerüchten in Gebrauchtfahrzeugen. Durch den geringeren Zeit- und Materialaufwand sind Kosteneinsparungen zur herkömmlichen Instandsetzung von bis zu 75 Prozent möglich. Einige Werkstätten bieten für bestimmte Schadenarten zudem Festpreise an.
Wann und wie kommt Spot Repair zum Einsatz?
Laut dem Institut für Fahrzeuglackierung (IfL) ist die kosmetische Reparatur kleinerer Schäden im Lack dann möglich, wenn sich diese auf ein Fahrzeugteil beschränken. Die beschädigte Stelle sollte nicht größer als 3,5 Zentimeter im Durchmesser sein und die Reparaturfläche die Größe eines DIN A4-Blattes nicht überschreiten. Die notwendigen Arbeitsschritte unterscheiden sich nicht von einer klassischen Reparaturlackierung: Die betroffene Stelle wird gründlich gereinigt und abgeschliffen, angrenzende Teile sorgfältig abgeklebt. Durch Spachtelmasse können Unebenheiten ausgeglichen werden, nachdem diese ausgehärtet und geschliffen wurde, kann das Teil lackiert werden. Primer und Füller bereiten den Untergrund auf den Lackaufbau vor, zunächst wird der farbgebende Basislack und nach der Trocknung die schützende Klarlackschicht aufgetragen. Ein letzter Schleifgang macht die Übergänge unsichtbar, ehe das Polieren für ein perfektes Finish der Reparatur sorgt.
Wie werden Unfallschäden instandgesetzt?
Ist neben der Lackierung auch das Blech von Unfallschäden wie Dellen oder Rissen betroffen, muss die Werkstatt entscheiden, ob die betroffenen Karosserieteile ausgebeult werden können oder teilweise bzw. ganz ersetzt werden müssen.
Dellen entfernen und Ausbeulen
Ist die beschädigte Stelle von innen gut zugänglich, etwa bei Klappen, Türen oder Kotflügeln, kommen spezielle Hebelwerkzeuge zum Einsatz, um Dellen „aus dem Blech zu massieren“. Diese Reparaturtechnik funktioniert auch bei der Instandsetzung von Hagelschäden. Alternativ dazu können Zugösen auf das Karosserieblech aufgeklebt oder -geschweißt werden, mittels derer die Verformung nach außen gezogen und somit unsichtbar gemacht wird.
Hier mehr zum Ausbeulen und der Dellen-Reparatur erfahren.
Teilersatz im Rahmen der Unfallinstandsetzung
Beim Teilersatz wird die beschädigte Stelle ausgetrennt und ein neues Blech eingeschweißt. Wurde eine Tür oder ein Stoßfänger so schwer getroffen, dass dies nicht mehr sinnvoll ist, wird das komplette Teil ausgetauscht und durch ein neues ersetzt. An vielen Stellen im Fahrzeug kommen zur Verbindung der Anbauteile deshalb Clip- oder Schraubverbindungen zum Einsatz, so dass keine Schweiß- oder Klebenähte aufzutrennen sind.
Richtbankarbeiten an Karosserie bei Unfallschaden
Ist nach einem schweren Unfall nicht nur das Blechkleid, sondern auch die tragende Struktur des Fahrzeugs beschädigt, muss dieses auf die Richtbank. Mittels Meßlehren und elektronischer Vermessung wird der Rahmen wieder so in Form gezogen, dass durch den Anbau von Ersatzteilen die ursprüngliche Optik inklusive Spaltmaße wieder hergestellt werden kann.
Ist eine Unfallinstandsetzung mit Gebrauchtteilen qualitativ einwandfrei?
Aufgrund von stark steigenden Ersatzteilpreisen und Lieferengpässen rückt aktuell die Instandsetzung von Unfallschäden mit Gebrauchtteilen wieder stärker in den Fokus. Dies wird durch den gesamtgesellschaftlichen Trend in Richtung Nachhaltigkeit sowie die intelligente Verknüpfung von Ökologie und Ökonomie noch unterstützt. Neben dem Bundesverband der Partnerwerkstätten (BVdP) mit seiner Kampagne in Sachen Eco Repair denken auch erste Kfz-Versicherungen darüber nach, im Rahmen „grüner Tarife“ die Schaden- bzw. Reparaturkosten durch den Einsatz hochwertiger Gebrauchtteile zu senken und ihren Kunden günstigere Jahresprämien für ihre Policen anzubieten. Voraussetzung für den Erfolg dieses Modells ist der Aufbau einer möglichst umfassenden Versorgung mit qualitativ einwandfreien Karosserieteilen.
Ein Netzwerk zertifizierter Fahrzeugverwerter ist aktuell dabei, die Menge verfügbarer Ersatzteile signifikant zu erhöhen. Weder aus technischer Sicht noch von Seiten des Schadenersatzrechts ist der Einsatz solcher Blechteile problematisch - werden die nötigen Qualitätsstandards eingehalten, ist das Fahrzeug auch mit einer fachgerecht verbauten gebrauchten Tür wieder in einwandfreiem Zustand.